Zur Konstruktion eines Stadtimages, 1890 bis heute
„Das nächtliche Bild Wiens, wie es sich jetzt von den Höhen und Vorhöhen des Kahlengebirges darstellt, ist nachgerade zu einer Sehenswürdigkeit geworden, die es verdienen würde, in den Reisebüchern besonders vermerkt und den Besuchern Wiens zur Besichtigung empfohlen zu werden.“ (Reinh. E. Petermann, 1908)
Es ware eine völlig neue visuelle Erfahrung, die den Zeitgenossen zur vorvorigen Jahrhundertwende durch die künstliche Beleuchtung der Stadt geboten wurde. Euphorisch sprach man vom „irdischen Sternenglanz“ und vom „Lichtermeer“, das sich über die ganze Stadt ausbreite. „Wien bei Nacht“ zu zeigen, wurde schon bald zu einer erfolgreichen Werbestrategie. Künstliche Effektbeleuchtungen betonten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Standardisierte Nachtbilder entstanden und wurden durch Ansichtskarten in großer Zahl verbreitet.
Wie veränderte sich der gesellschaftliche Umgang mit der (großstädtischen) Nacht im 20. Jahrhundert? Wie gestaltete sich ihre touristische Vermarktung? Welche Bedeutung hatte und hat die Nacht für das Stadt-Image von Wien? Derartige Fragen stehen im Zentrum des Forschungsprojekts, das erstmals eine Dokumentation und Analyse des Verhältnisses von Großstadt und Nacht vornimmt, wie es sich im populären Massenmedium der Ansichtskarte widerspiegelt. Als Quellengrundlage dient die umfangreiche Sammlung des Autors bestehend aus ca. 1000 Ansichtskarten zum Thema „Wien bei Nacht“ aus dem Zeitraum 1890 bis heute.
(Forschungsprojekt: in Arbeit)
Vgl. dazu folgende bereits erschienene Artikel von Peter Payer:
Wien bei Nacht. Das Rathaus kam immer vor … Gespräch mit Hans-Christian Heintschel. In: Perspektiven/Magazin für Stadtgestaltung und Lebensqualität, Heft 1_2/2006, S. 89-92.
Wien bei Nacht. Der Westbahnhof bei wechselnder Beleuchtung. In: Wolfgang Kos, Günter Dinhobl (Hg.): Großer Bahnhof. Wien und die weite Welt. Ausstellungskatalog des Wien Museums. Wien 2006, S. 166-171.
Die Eroberung der Nacht. Urbane Lichtinszenierungen. In: Wolfgang Kos (Hg.): Kampf um die Stadt. Politik, Kunst und Alltag um 1930. Ausstellungskatalog des Wien Museums. Wien 2010, S. 146-153.
Urbanes Lichtermeer. Stadtimage und künstliche Beleuchtung. In: Ute Streitt, Elisabeth Schiller (Hg.): Ist die Welt rund um die Uhr geöffnet? Chancen und Risiken künstlicher Beleuchtung. (= Studien zur Kulturgeschichte in Oberösterreich 33). Linz 2012, S. 54-64.
„Wien bei Nacht, wie es tanzt und lacht“. Stadtimage und Erotik, 1840 bis 1930. In: Andreas Brunner u.a. (Hg.): Sex in Wien. Lust, Kontrolle, Ungehorsam. Ausstellungskatalog des Wien Museums. Wien 2016, S. 248-253.
Reizvolle Aussichten. Die Stadt im neuen Licht. In: Peter Payer, Marie Gruber (Hg.): Die Zukunft der Stadt. Ausstellungskatalog des Technischen Museums Wien, Wien 2017, S. 112-119.
In den Fangarmen des Lichts. Zur Wirkung des Kinos im Stadtraum. In: Martina Zerovnik (Hg.): Kino Welt Wien. Eine Kulturgeschichte städtischer Traumorte. Ausstellungskatalog des Filmarchiv Austria. Wien 2020, S. 58-77.
Lichter der Großstadt. Urbane Nachtinszenierungen im Wien des 20. Jahrhunderts. In: Máté Tamáska, Barbara Rief Vernay (Hg.): Wien – Budapest. Stadträume des 20. Jahrhunderts im Vergleich. Wien 2020, S. 389-409.