Über Kanalgase, Totendünste und andere üble Geruchskulissen
Wien: Döcker Verlag 1997
Wie riecht Wien? Wie hat sich die heutige Geruchsarmut in der Stadt herausgebildet? Derartige Fragen stehen im Mittelpunkt dieser Kulturgeschichte Wiens, die den olfaktorischen Veränderungen des öffentlichen Raumes der letzten beiden Jahrhunderte nachspürt. Zentrale Strategien der Desodorisierung werden beschrieben und in ihren medizinischen, sozialen, politischen und ökonomischen Verflechtungen analysiert. Dabei richtet sich das Hauptaugenmerk auf die üblen, als bedrohlich empfundenen Gerüche, die Entwicklung und Gestaltung der Stadt ebenso prägten wie Alltag und Mentalität ihrer Bewohner.
Anschaulich tauchen die Leser ein in die Großstadtwerdung Wiens und werden dabei umweht vom „Duft“ nach öffentlichen Bedürfnisanstalten und Pissoirs, nach Pferdemist, Kanalisationsgasen und Gassenkot, nach Leichen und Friedhöfen.
Inhalt:
Zum aktuellen Stand der Geruchsforschung – Der lange Weg zur „reinen Luft“ – Ein erster Befund: „Wien von seiner übelsten Seite betrachtet“ – Kanalisation und Entwässerung – Ventilation – Desinfektion – Abdichtung und Reinigung der Straßen – Beseitigung der Verunreinigungen aus Gewerbe und Industrie – Eine neue Gefahr am Horizont: das Auto. (208 S., 63 Abb.)
Pressestimmen:
Der mühevolle Weg der Großstadt zur „reinen Luft“ hat in Peter Payer einen ausgezeichneten Chronisten gefunden. Es ist der sorgfältig illustrierten Studie anzumerken, daß ihr Autor „geruchsintensive Orte“ aufgesucht hat. Nichts Allzumenschliches ist ihm fremd, und er hat keine Hemmungen, die übelsten (und teils recht unappetitlichen) Seiten Wiens anzusprechen. Seine Schilderung der Szenerien des Untergrunds sind ein Beispiel packender Sozialgeschichtsschreibung. Selten hat ein Historiker das Glück, einen in sich so geschlossenen Prozeß plausibel machen zu können. (Frankfurter Rundschau)
Ungewöhnlich ist die Perspektive, aus welcher sich der Historiker Peter Payer seinem Thema zugewandet hat. (…) Sich auf eine umfassende Quellenkenntnis stützend, stellt Payer den Einfluss des Geruchs auf soziale und psychische Befindlichkeiten fest, wobei Revolution und Aufklärung eine Wende markierten. (…) In Peter Payers originellem Aspekt wienerischer Kulturgeschichte verbinden sich Kuriosität und Aktualität in anregender Weise. (Neue Zürcher Zeitung)
Das Buch mag zwar skuril anmuten, doch erzählt wird schlicht von Umweltproblemen im alten Wien, wie etwa von den Schwierigkeiten der Abwasser- und Abfallbeseitigung. (…) Ganz so abseitig, wie es im ersten Moment scheinen mag, ist Payers Thema also nicht. Sein Buch bietet anschaulich erzählte Stadtgeschichte aus einer Perspektive, die in vielen Teilen der Welt heute noch brandaktuell ist. (Die Zeit)
Von seiner feinen Nase leiten ließ sich Peter Payer, Autor eines wunderbaren Buches mit dem allessagenden Titel „Der Gestank von Wien“. Er unternimmt einen dramatischen historischen Streifzug durch die Donaumetropole und ihre herben Gerüche. (Falter’s Best of Vienna)
Wie kann man ein Buch über den „Gestank von Wien“ schreiben? Der Wiener Journalist, Museumsfachmann und Historiker Peter Payer hat es in einem Buch versucht. Kurz gesagt: Der Versuch ist glänzend gelungen. Payer führt den Leser hinein in die vielfältige Kulturgeschichte der üblen Gerüche. Vom 18. bis zum 20. Jahrhundert werden die Wege zur „reinen Luft“ so beschrieben, daß man nur staunen kann. (Bayerisches Fernsehen/Kultur)
Natürlich ermuntert diese Geruchsfibel den Leser, in seiner eigenen Umgebung den Vertuschungen und wahren Gerüchen nachzugehen. Ein wunderbares Unterfangen, das an Spannung nichts zu wünschen übrig läßt. (Buchwelt)
Das Buch für neugierige Nasen, für jene, die gerne Alarm schlagen, wenn dicke Luft angesagt ist und für jene, die wissen wollen, woher der Wind weht. Eine Zeitreise in 208 Seiten, von Wien nach Wien. (Skug)
Besonders eindrucksvoll sind die Zitate aus Originalberichten von Menschen, denen das unterirdische Abwassersystem von Wien als Schlaf- oder Lebens- oder Zufluchtsort oder als Arbeitsstelle diente. Viele zeitgenössiche Abbildungen ergänzen die Texte, aus denen punktuell sogar das heutige Wien verständlich wird. (Morgen. Kulturzeitschrift NÖ)
Peter Payer untersucht in dieser sehr anregenden Studie ein Phänomen, das trotz seiner banalen Alltäglichkeit als Gegenstand wissenschaftlicher Beschäftigung eher ungewöhnlich zu sein scheint. Daß dem mitnichten so ist und war, vermag Payer sehr anschaulich darzustellen. (Unsere Heimat)
Für weitere „naseweise“ Erkenntnisse ist die Lektüre dieses Werks jedenfalls besonders zu empfehlen! (Geschichte und Region)
An Mentalitäts- und Stadtgeschichte, aber auch an Stadtplanung Interessierte finden im gut lesbaren und schön gestalteten Werk eine lohnende Lektüre. (Neue Wiener Bücherbriefe)
So findet sich neben erkenntnisreichen Geschichten zur Stadt- und Stadtplanungsgeschichte der letzten zweihundertfünfzig Jahre wohl eine noch viel bedeutendere Geschichte zwischen den beiden Buchdeckeln: die Bedeutung des Geruchsorgans für unsere – auch sozialen – Orientierungen und Abgrenzungen im Leben. (Zolltexte)
Stadtporträt: Der Gestank von Wien. Wer glaubt, Wien in- und auswendig zu kennen, sollte sich mal auf eine Reise zu den stinkenden Seiten dieser Stadt machen. Es ist überraschend, wieviel Unbekanntes dabei zu entdecken ist. (Freitag aktuell)
Gestanks-Experte Payer hat für sein Buch viele Aspekte des Stinkens recherchiert. Die Vielfalt macht die Lektüre zum Vergnügen. (Augustin)
Payer Buch ist eine interessant zu lesende Arbeit, die sich mit einer Facette Wiener Stadtgeschichte auseinandersetzt, die bislang noch kaum diskutiert war. (Volksstimme)
Wie Payer auf das etwas ausgefallene Thema kam? Historiker sind „immer aufmerksam“ erklärt er und definiert seine spezielle Stadtgeschichte als „Sozialgeschichte der ‚Stinkerten'“. (…) Der Bogen ist damit weit gespannt. Über den jahrhundertelangen Weg zu besserer Luft wird in dem Buch berichtet, über Kanalisation und Desinfektion ebenso wie über die Straßenreinigung.(Wiener Zeitung)