Öffentliche Uhren und Zeitwahrnehmung, Wien 1850 bis heute
Wien: Holzhausen Verlag 2015
„Der moderne Geist ist mehr und mehr ein rechnender geworden. So ist die Technik des großstädtischen Lebens überhaupt nicht denkbar, ohne dass alle Tätigkeiten und Wechselbeziehungen aufs pünktlichste in ein festes, übersubjektives Zeitschema eingeordnet würden.“ (Georg Simmel, 1903). Ab Mitte des 19. Jahrhunderts sind in Wien immer häufiger öffentliche Uhren anzutreffen. Sie fungieren als Repräsentationen geistlicher wie weltlicher Machtträger und helfen mit, den Alltag der Bevölkerung zu synchronisieren und die vielfältigen Aktivitäten in der rasch wachsenden Großstadt aufeinander abzustimmen. Wobei Uhrentypen mit unterschiedlichsten Antriebsmechanismen entwickelt werden:
von mechanischen Turmuhren, pneumatischen und autodynamischen Ständeruhren über elektrisch betriebene Würfeluhren und die berühmte „Ankeruhr“ bis hin zu Springziffernuhren und den modernen Reklameuhren unserer Tage. Das vorliegende Werk beleuchtet das vielschichtige Wechselverhältnis von Stadt und Zeit. Ursachen und Auswirkungen der „Chronometrisierung“ des öffentlichen Raumes werden erstmals umfassend am Beispiel einer mitteleuropäischen Metropole dargestellt.
Inhalt:
Frühe Zeit-Zentren – Zeit-Debatten – Zeit im Krieg – Politisierte Zeit – Zeit-Kritik – Erneuerte Zeit – Trend der Zeit – Verzeichnis der öffentlichen Uhren in Wien – Zeit-Bilder (Fotos: Alexander Schuppich). (236 S., 145 Abb.)
Pressestimmen:
Eine informative Stadt-Uhr-Geschichte, (…) eine erhellende und umfassende Spurensuche (…). (Buchkultur)
Ein sehr schöner Führer zu den öffentlichen Uhren der Stadt, der die ästhetische und kulturelle Bedeutung dieser Zeit-Zeugen offenbart. (Amazon_1)
Der Autor misst den öffentlichen Uhren heute und auch künftig eine wichtige Funktion zu, wenngleich sich Bedeutung und Erscheinungsbild geändert haben und weiter ändern werden. 382 Anmerkungen, ein Verzeichnis der öffentlichen Uhren in Wien, ein umfassendes Literaturverzeichnis und eine Fülle wunderschöner Zeit-Bilder runden das Buch ab. Alles in allem kann man nur feststellen, dass eine derartige Publikation bisher gefehlt hat und dass Peter Payer das Thema optimal – wissenschaftlich und verständlich – abgehandelt hat. (Amazon_2)
Geboten wird ein gründliches und anschauliches Inventar der rund 200 öffentlichen Uhren der Stadt mit historischen Abbildungen und Karikaturen, wie man es sich auch für andere Großstädte wünschte. (H/Soz/Kult)
Peter Payer versucht mit seinen innovativen stadthistorischen Arbeiten (…) komplexe politisch-ökonomisch-soziale Zusammenhänge für ein breites Publikum gut verständlich aufzubereiten, die guten Bilder von Alexander Schuppich helfen anschaulich dabei. (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung)
Heute dominieren Armbanduhr oder Smartphone, wenn es darum geht, zu wissen, wie spät es ist. Vor 150 Jahren war das noch ganz anders, da orientierte man sich an öffentlichen Uhren. (…) Wie sich die neue Taktung auf die Menschen und das Bild einer Stadt auswirkte, untersucht der Historiker Peter Payer in seinem neuen Buch. (…) Payer geht auch der Frage nach, ob öffentliche Uhren heute noch zeitgemäß sind. Seine Antwort: Ja, sie würden nach wie vor genutzt. (derStandard.at)
Viel Zeit verbrachten Menschen damit, die Zeit genau nehmen zu können. Wie in diesem Sinne an den Wiener Uhren gedreht wurde, zeigt objekt- und detailreich das Buch „Die synchronisierte Stadt“. Der Autor Peter Payer widmete sich als Stadtforscher bereits einigen Alltäglichkeiten des Wiener Lebens. Etwa dem Geschmack der Stadt oder ihrem Klang. Diese Phänomene sind schwer greifbar und ähnlich verhält es sich mit der Zeit; doch durch Dinge werden sie sichtbar: Die Zeit zeigt sich in den Uhren. (The Gap)
Kaum glaubt man, dass alle Facetten Wiens ausführlich beschrieben worden sind, wird man eines Besseren belehrt. Eigentlich ist es gar nicht so überraschend, dass der Historiker und Stadtforscher Peter Payer anhand von Wetterhäuschen, Turm- und Würfeluhren der Stadtgeschichte nachspürt. Schon in den „Kulturhistorischen Spaziergängen“ (…) zeichnet er die große Stadtgeschichte anhand von ungewöhnlichen Diskursen nach. In seinem neuen Buch „Die synchronisierte Stadt“ erzählt Payer über die Geschichte der öffentlichen Uhren, eröffnet damit einen neuen Blick auf die Stadt und spürt der „Chronometrisierung“ der Bewohner nach. Er entführt Leser und Stadtflaneure in Epochen, in denen die genaue Uhrzeit noch schwer zu bestimmen war und es zu manch skurrilen Versuchen geführt hat, diesen Missstand zu beheben. (diezeitschrift.at)
Faszinierend, am Beispiel Wiens beleuchtet zu bekommen, wie die Moderne die Zeit als Ressource definiert. Faszinierend auch, wie umkämpft die Deutungshoheit über die „richtige Zeit“ gewesen ist. Faszinierend schließlich, wie die Optionen und Grenzen der zeitgenössischen Technik eifrig erprobt und erbittert diskutiert und kritisiert worden sind. (…) Payer macht es seinen Lesern dankenswert einfach: Leichthändig führt er sie durch das komplexe Thema, an keiner Stelle wird er beleidigend unverständlich. (Dagmar Thorau, Leiterin des Studiengangs Historische Urbanisitik am Center for Metropolitan Studies/TU Berlin)
„Die synchronisierte Stadt“ leistet Pionierarbeit. Und dies in zweifacher Hinsicht: Payers Untersuchung rückt nicht nur das große Thema der Genese des Zeitregimes der Moderne in den Horizont der Stadtforschung, sondern situiert dieses zudem im konkreten Kontext einer Wiener Uhrengeschichte. Damit macht die Studie einen wesentlichen Aspekt der inneren Urbanisierung auch für ein breiteres Publikum zugänglich und an den Materialisierungen und Symbolisierungen im Stadtraum auch nachvollziehbar. (Bernhard Tschofen, Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft/Universität Zürich)
Dieses Quellen- und Bildmaterial hat man noch nie irgendwo sonst in einer derartigen Vielschichtigkeit vorgeführt bekommen, es ist in dieser Fülle nur in Metropolen wie Wien vorhanden, und die besondere Leistung des Autors ist es, dieses abundante Material nicht nur gesammelt zu haben, sondern es auch aufgrund langjähriger Sachkenntnis optimal einzuordnen. (Clemens Zimmermann, Historisches Institut/Universität des Saarlandes)
Dr. Payer ist zweifellos ein Stadthistoriker von hoher Reputation. Im deutschsprachigen Raum kenne ich niemanden, dessen Oeuvre mit der Fülle und Breite der von ihm vorgelegten Arbeiten vergleichbar ist. (…) Mit seinem neuesten Projekt, das sich der „Chronometrisierung“ der städtischen Gesellschaft zuwendet, schließt er eine entscheidende Lücke stadthistorischer Forschung. (…) (Ein) Beweis für den feinen Spürsinn des Autors, etwas zu finden, in dem sich der Zeitgeist verdichtet. Dies kann aber nur gelingen, weil der Autor über eine äußerst umfangreiche Quellenbasis verfügt, die sich nicht zuletzt auch in den Illustrationen zeigt, die die innovative, facettenreiche und mit Freude zu lesende Studie bereichern. (Rolf Lindner, ehem. Institut für Europäische Ethnologie/Humboldt-Universität Berlin)