Eine Geschichte der Wiener Geselligkeit
Wien Museum Karlsplatz, 2007
(wissenschaftliche Mitarbeit)
Essen, trinken, Schmäh führen, Karten spielen, anbandeln, politisieren. Als Ort der Geselligkeit ist das Wiener Wirtshaus seit Jahrhunderten ein Fixpunkt. Doch als Mythos rangiert es hinter Kaffeehaus und Heurigen. Denn das Beisl ums Eck steht für städtischen Normalbetrieb. Zugleich ist es ein Mikrokosmos des Alltäglichen. „Im Wirtshaus“ ist die erste große kulturhistorische Ausstellung zur Wiener Gasthauskultur.
Das Wirtshaus existiert in vielen Varianten. Um 1800 wird von dumpfen Weinkellern ebenso berichtet wie von gutbürgerlichen Gaststätten. Der Trakteur war eine Frühform der Schnellgastronomie, in der Weinhalle versackten die stillen Zecher. Vor 150 Jahren waren riesige Etablissements mit Extrazimmern und Tanzsälen populär. Und es entstanden in den schnell wachsenden Arbeiterbezirken zahllose kleine Beisln.
Auf dem „Menüplan“ der Ausstellung stehen: Speisen und Getränke in ihrem historischen Wandel, die Figur des Wirten/der Wirtin (die oft Stadtberühmtheiten waren) und das sonstige Personal, zeittypische Interieurs und anonymes Design, Standes- und Klassenbezüge, das Wirtshaus als Männerdomäne, Stammtisch und Vereinswesen, der Funktionswandel der Gasthäuser und deren tiefe Verwurzelung in der Wiener Kultur- und Alltagsgeschichte. Zu sehen sind u. a. Kunstwerke, historische Wirtshausschilder, Speisekarten, Reklame, Gläser & Geschirr, Relikte alter Einrichtungen.