Memoiren einer Wiener Toilettefrau um 1900
(Neu herausgegeben und mit einem Nachwort von Peter Payer)
Wien: Löcker Verlag 2001
Wetty Himmlisch. Schon der Name lässt uns neugierig schmunzeln, verströmt jenes typisch wienerische Odeur, welches diesen erstmals im Jahr 1906 erschienenen Memoiren ihr besonderes Gepräge verleiht. Es ist ein recht eigentümliches Bild der Stadt Wien und ihrer Bewohner, das hier vor uns ausgebreitet wird. Eine verborgene Welt wird enthüllt, ebenso geheimnisvoll wie anrüchig: die „Kehrseite des Lebens“, repräsentiert durch die öffentlichen Bedürfnisanstalten mit ihren zum „Wiener Original“ stilisierten Wartefrauen und den oft nicht minder skurrilen „Gästen“.
Ausgestattet mit gesundem Menschenverstand und deftigem Humor, präsentiert die Wartefrau Wetty Himmlisch eine Facette des modernen Großstadtlebens, die bis heute aus Gründen des Anstands nur allzu gerne verdrängt wird. Es ist das wahre Gesicht der von vielerlei Zwängen und Maskierungen bedrängten Menschen, das sich im Mikrokosmos der Bedürfnisanstalt, dieser „Quelle des modernen Lebens“, widerspiegelt.
Inhalt:
Reprint des 1906 in Leipzig erschienenen Bandes „Leben, Meinungen und Wirken der Witwe Wetti Himmlisch, die ihre Laufbahn als Malermodell angefangen, geheiratet hat, langjährige Toilettefrau gewesen, und jetzt von ihren Zinsen zehrt. Von ihr selber eigenhändig niedergeschrieben“ – Nachwort: Gesellschaftsanalyse aus der Sicht einer Wiener Toilettefrau. (176 S., 9 Abb.)
Pressestimmen:
Ein schön gemachtes Buch, mit wunderbaren Illustrationen versehen, das nicht mit Literaturhinweisen spart und auf angenehme Weise eine andere, leicht abseitige Geschichte dieser Stadt vermittelt. (ORF)
Wem angesichts der grotesken Brillanz dieser turbulenten Schilderungen Zweifel an der wahren Identität der angeblich „einfachen Frau aus dem Volk“ wachsen, erhält Bestätigung durch das kluge Nachwort des Herausgebers Peter Payer: Mit einiger Plausibilität vermutet er in diesem saftig-deftigen Stück Wiener Sprachkunst den Schriftsteller und Journalisten Vincenz Chiavacci (…) Was den kulturhistorischen Wert dieses Werkes ebenso wenig schmälert wie die Lektürelust an der vollmundigen „Kehrseiten“-Rhapsodie. (Neue Zürcher Zeitung)