[Josef Mayer-Limberg] In: Wiener Zeitung/Extra, 26./27.11.2022, S. 38.
Wiener Typen
GRAF BOBBY
Repräsentationen einer Wiener Witzfigur
„Überall in der Welt werden Witze erfunden und Witze weitererzählt, doch nur in besonders humorgesegneten Städten können Witzfiguren entstehen, Phantasiegestalten, die bisher ‚herrenlose‘ Witze an sich ziehen und zum Erfinden neuer Witze anregen. Eine solche Figur ist Graf Bobby aus Wien! Der Witz dieser Witze besteht in Bobbys überraschenden Denkfehlern. Denn Bobby ist kein gewöhnlicher Dummkopf, sondern ein denkender. Er denk haarscharf am Wesen der Sache vorbei. Trotz seines englischen Vornamens ist er ein echter Wiener: vom Zylinder bis zum Lackschuh. Wienerisch ist sein Tonfall, jene unverkennbare leicht vom Dialekt gefärbte, nasale Sprache, die man ‚Schönbrunner Wienerisch‘ nennt, wienerisch sind auch seine Gutmütigkeit und sein Charme. Darum ist er, trotz seiner Beschränktheit, eine liebenswürdige Erscheinung. Wir lachen über ihn, aber wir lachen ihn nicht aus. Weil wir ihn gern haben.“
(Herta Singer)
In den meisten Witzen über Graf Bobby fungieren seine Freunde Graf Rudi und Baron Mucki als Sidekick und Stichwortgeber. Die Figuren wurden vor allem in den 1950 bis 70er Jahren äußerst populär als zahlreiche Anthologien erschienen, Kinofilme (u.a. mit Peter Alexander), Musikkasetten und Schallplatten (u.a. mit Peter Igelhof).
„Du, Mucki“, fragt Graf Bobby, „weißt du nix, was man dem Grafen Schmeidl zum Geburtstag schenken könnt‘?“ „Vielleicht ein Buch?“ „Ah, geh – ein Buch hat er schon.“
Das Forschungsprojekt untersucht die Genese dieses Wiener Originals und analysiert seine unterschiedlichen Repräsentationen vor dem Hintergrund der jeweiligen zeithistorischen Ereignisse.
(Forschungsprojekt und Ausstellung: in Vorbereitung)
Typisch Wienerisch.
[Wienbilder] In: Wiener Zeitung/Extra, 29./30.12.2018, S. 30.
Humor und Volksnähe.
[Nigerl und Gigerl] In: Wiener Zeitung/Extra, 6./7.4.2013, S. 35.
Nigerl und Gigerl.
Zur Geschichte zweier Feuilleton-Stars von Eduard Pötzl. In: Wolfgang Kos (Hg.): Wiener Typen. Klischees und Wirklichkeit. Ausstellungskatalog des Wien Museums. Wien 2013, S. 216-221.
Der Hausmeister.
Ein unsterblicher Wiener? In: Wolfgang Kos (Hg.): Wiener Typen. Klischees und Wirklichkeit. Ausstellungskatalog des Wien Museums. Wien 2013, S. 174-177.
Eduard Pötzl: Großstadtbilder
Reportagen und Feuilletons – Wien um 1900
(Herausgegeben und kommentiert von Peter Payer)
Wien: Löcker Verlag 2012
Eduard Pötzl (1851-1914) war einer der populärsten Journalisten seiner Zeit. Vier Jahrzehnte lang war er für das „Neue Wiener Tagblatt“ tätig, für das er mehr als tausend Artikel schrieb. Als einer der humorvollsten Feuilletonisten der Jahrhundertwende thematisierte er mit spitzer Feder die Großstadtwerdung Wiens und die damit einerhergehenden Veränderungen des Alltagslebens, aber auch spezifische Wiener Typen und Modernisierungstendenzen in Kunst und Technik. Seine Artikel erfreuten sich größter Beliebtheit, Karl Kraus bezeichnete Pötzl einmal als den „humorvollsten Beobachter und klügsten Kritiker“.
Pötzl war Vizepräsident des Schriftsteller- und Journalistenverbandes „Concordia“, später auch Ehrenbürger von Wien.
Der Herausgeber versammelt rund dreißig der besten Reportagen und Feuilletons. Im Nachwort informiert er ausführlich über Leben und Werk des heute zu Unrecht vergessenen Großstadtreporters.
Inhalt:
Allerweltstadt – Die Nachtlebensversicherung – Großstadtlärm – Der Herr v. Demolirer – Der Zug nach dem Osten – Gruß aus Kagran – Auf Urlaub in Wien – Stadtsommer – Ein Wiener Seebad – Abschied von der Stadtbahn – Regentage – Die Kunst des Gehens – Der Gassenkehrer – Der Tag eines Nervösen – Die Festblitzer – Der Fremdenführer – Am Kaffeehausfenster – Der Papua – Gescherte – Gedanken beim Haarschneiden – Allerhand Tänzer – Coriandoli – Ein Blick in die Zukunft – Die Modisten – Die Diktiermaschine – Die Schreibmaschine – Der Bibliothekssport – Die Sportfabrik – Im Automobil – Der Wineer Lift – Das klagende Haus – Der sterbende Schlafrock – Nachwort: Eduard Pötzl. Biographie eines Großstadtreporters. (272 S., 13 Abb.)
Pressestimmen:
Wer Joseph Roth und Alfred Polgar mag, wird auch Eduard Pötzl ins Herz schließen. (…) Die Texte sind geprägt von einem feinen Sinn für Humor, einem genauen Ohr für die Feinheiten der Wiener Dialekte und nicht zuletzt einer glücklichen Hand für die Themenwahl. Das umfassende biographische Nachwort ist eine ideale Ergänzung. Lektorat und Satz haben ihre Arbeit gemacht, das Buch ist eine Freude. (Amazon)
In manchen Texten fühlt man sich geradezu an Georg Simmels feinsinnige Analyse der Großstadt und des modernen Geisteslebens erinnert, die Pötzl in gewisser Weise in seinem Werk antizipierte. Neben den ausgewählten Reportagen Eduard Pötzls bietet der Band ein 60-seitiges Nachwort des Herausgebers mit einer „Kurz-Biographie“, die viel zum Verständnis der Texte beiträgt. (Wiener Geschichtsblätter)
Mit einer klugen Auswahl aus den zahlreichen Texten Pötzls bietet der Herausgeber Peter Payer, ein beharrlicher Stadtgänger und Stadtbeobachter wie Pötzl selbst, einen interessanten Querschnitt. (…) Das Nachwort vermittelt auf flüssig geschriebene Weise: Payer kennt Pötzl. (…) Ein ausführlicher, vielfacettiger und mit sympathischer Nähe zum Gegenstand konzipierter Band. (Literatur und Kritik)
Gerade für den Historiker sind Pötzls Texte eine Fundgrube, weil er den Alltag ganz genau dokumentiert und seine Beobachtungen mit viel Humor angereichert hat. (ORF)
Eine spannende Zeitreise in eine vergangene Epoche. (thegap)
Eduard Pötzl sagt keinem etwas, obwohl er damals einer der populärsten Journalisten war. Peter Payer sucht dessen Feuilletons nun dem Vergessen zu entreissen. Zu Recht. (…) Als Würdigung an diesen enzyklopädischen Stadtinterpreten wird (…) eine Auswahl von 32 Feuilletons mit einem eleganten biografischen Nachwort herausgegeben. (Neue Zürcher Zeitung)
Heiße Ware für kalte Zeiten.
Der Blödheit süße Seiten.
[Graf Bobby] In: Die Presse/Spectrum, 26.3.2011, S. V.
Else Spiller: Slums
Erlebnisse in den Schlammvierteln moderner Großstädte
(Herausgegeben und mit einem Nachwort von Peter Payer)
Wien: Czernin Verlag 2008
Die Schweizer Journalistin Else Spiller (1881-1948) war eine der ersten Frauen, die die Elendsviertel der europäischen Großstädte aufsuchte. Aufgerüttelt durch den Anblick des Kinderelends in Wien, erkundete sie – in Begleitung der europaweit tätigen Heilsarmee – die „Schlammviertel“ von Amsterdam, London, Paris, Köln, Dresden, Berlin, Hamburg und Kopenhagen, tief ergriffen von den dort herrschenden Zuständen.
Ihre im Jahr 1911 erstmals veröffentlichten Eindrücke sind ein spannendes Dokument zum Großstadtdiskurs der vorvorigen Jahrhundertwende, zur heftig diskutierten sozialen Frage und deren politischen Lösungsversuchen. Mit dem englischen Titel „Slums“ nahm sie einen Begriff auf, der in der Folge auch im deutschen Sprachraum zum Synonym für die Elendsviertel moderner Großstädte werden sollte.
Peter Payer gibt das vergessene Großstadtdokument neu heraus, ergänzt um ein ausführliches Nachwort, das die Verdienste dieser frühen Stadtforscherin würdigt, die auch in späteren Jahren als Gründerin des „Schweizer Verbandes Volksdienst“ ihr soziales Engagement bewahrte.
Inhalt:
Moderne Gross-Städte und ihre Abgründe – Holland – England – Frankreich – Deutschland – Dänemark – Schlusswort – Nachwort: Die Weitung des Blicks. (179 S., 5 Abb.)
Pressestimmen:
Eine anregende Lektüre für Sozialhistoriker und für Philanthropen. (Wiener Zeitung)
Payer setzt damit die Reihe seiner Wiederentdeckungen bemerkenswerter Stadtdokumente fort. (in|ad|ae|qu|at)
„Salamini! Kesö!“
[Straßenrufe] In: Die Presse/Spectrum, 15.1.2005, S. VII.
„Gehen Sie an die Arbeit“.
Zur Geschichte der „Gastarbeiter“ in Wien 1964-1989. In: Wiener Geschichtsblätter. Nr. 1/2004, S. 1-19.
Gastarbajteri
40 Jahre Arbeitsmigration
Wien Museum Karlsplatz, 2004
(wissenschaftliche Mitarbeit)
Zu Beginn der 1960er Jahre erzeugte die wirtschaftliche Hochkonjunktur in Westeuropa einen Bedarf an Arbeitskräften, der durch „Gastarbeiter“ aus wirtschaftsschwachen Ländern wie Jugoslawien und der Türkei gedeckt wurde. Ausgehend von elf exemplarischen Orten erzählte die Ausstellung die Geschichte dieser Arbeitsmigration nach Österreich.
Es waren Orte, an denen ein Teil der Geschichte geschrieben wurde: die Anwerbestelle in Istanbul, die 1964 von der Wirtschaftskammer errichtet wurde, die „Gastarbeiterroute“, die Arbeitersiedlung Walddörfl in Ternitz oder die Fischafabrik Warhanek, die aufgrund ihrer präkeren Arbeitsverhältnisse eine der ersten legalen Beschäftigungsmöglichkeiten für Migrantinnen bot. Adatepe, ein kleines Dorf in der Westtürkei, aus dem mehr als die Hälfte der EinwohnerInnen nach Österreich emigrierte, der Mexikoplatz, der Ägyptische Club, die Lokalzeile am Naschmarkt und der zukünftige islamische Friedhof in Wien waren ebenso Orte dieser Geschichte wie die Fremdenpolizei am Hernalser Gürtel, oder der Treffpunkt vor der Wiener Oper, wo 1993 verschiedene Migrantninnengruppen gegen das Aufenthaltsgesetz demonstrierten.
Wetti Himmlisch, Toilettenfrau.
In: Wiener Zeitung/Extra, 26./27.4.2002, S. 7.
Hungerkünstler
Eine verschwundene Attraktion
Wien: Sonderzahl Verlag 2002
Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert traten so genannte „Hungerkünstler“ in den USA und später auch in Europa auf. Die enorme, uns rückblickend kurios und befremdend anmutende Faszination, die diese absichtlich hungernden Menschen auf das zeitgenössische Publikum ausübten, steht im Mittelpunkt des Buches. Am Beispiel berühmter Hungerkünstler, die in Wien auftragen, werden die gesellschaftlich-kulturellen Rahmenbedingungen untersucht, die diese spezielle Unterhaltungsform zur Modeerscheinung werden ließen.
Obwohl bereits Franz Kafka in seiner berühmten Erzählung darauf hinwies, wie schwierig es letztlich sei, jemandem die Hungerkunst zu erklären, lässt sie sich doch als Teil einer Weltanschauung verstehen, die im besonderen Maße vom steigenden wissenschaftlichen Interesse am Menschen geprägt war. Vor allem das Bürgertum verfolgte die Darbietungen der Hungerkünstler mit großem Interesse, verband sich in ihnen doch die wachsende anthropologische Neugier mit dem Flair des Fremden und Exotischen. In einem ersten Überblick werden die wichtigsten Vertreter der Hungerkunst, allen voran der legendäre Giovanni Succi, vorgestellt und die wesentlichden Gründe für die rasche Popularisierung des Schauhungerns, aber auch die mitunter heftige Kritik daran analysiert. Daran anschließend werden der genaue Ablauf und die Inszenierung der Veranstaltungen, die Reaktionen des Publikums sowie biografische Hintergründe und Motivationen der Akteure näher erläutert.
Inhalt:
Die Ausbreitung des Schauhungerns in Europa: Vorläufer – Eine neue Unterhaltungsform entsteht – Im Namen der Wissenschaft – Kommerzialisierung und Krise – Das Verschwinden einer Attraktion – Schau-Platz Wien: Der erste Auftritt eines Hungerkünstlers: Giovanni Succi (1896) – Die Inszenierung von Riccardo Sacco und Auguste Victoria Schenk (1905) – Der Wettkampf zwischen Nicky, Fred Ellern und Max Michelly (1926). (116 S., 26 Abb.)
Pressestimmen:
Peter Payer hat das vergessene Metier der Hungerkünstler in einer gut lesbaren, knappen Monografie anschaulich gemacht. (Berliner Zeitung)
Das Schauhungern wurde nach Europa importiert, und was dort geschah, kann man in Peter Payers Buch lesen. (…) das offene Geheimnis der so genannten menschlichen Natur, die man in ihrer tragischen Lächerlichkeit auch am wechselnden Geschick des Schauhungerns studieren kann. (Die Zeit)
Mit seiner Studie legt Peter Payer weit mehr vor als nur eine gut recherchierte Geschichte über abgemagerte Artisten. Er erinnert auch mit seinem jüngsten Buch an Facetten der Wiener Stadtgeschichte, über welche die herkömmliche Geschichtsschreibung bislang hinweggegangen ist. (Die Furche)
Leben, Meinungen und Wirken der Witwe Wetti Himmlisch
Memoiren einer Wiener Toilettefrau um 1900
(Neu herausgegeben und mit einem Nachwort von Peter Payer)
Wien: Löcker Verlag 2001
Wetty Himmlisch. Schon der Name lässt uns neugierig schmunzeln, verströmt jenes typisch wienerische Odeur, welches diesen erstmals im Jahr 1906 erschienenen Memoiren ihr besonderes Gepräge verleiht. Es ist ein recht eigentümliches Bild der Stadt Wien und ihrer Bewohner, das hier vor uns ausgebreitet wird. Eine verborgene Welt wird enthüllt, ebenso geheimnisvoll wie anrüchig: die „Kehrseite des Lebens“, repräsentiert durch die öffentlichen Bedürfnisanstalten mit ihren zum „Wiener Original“ stilisierten Wartefrauen und den oft nicht minder skurrilen „Gästen“.
Ausgestattet mit gesundem Menschenverstand und deftigem Humor, präsentiert die Wartefrau Wetty Himmlisch eine Facette des modernen Großstadtlebens, die bis heute aus Gründen des Anstands nur allzu gerne verdrängt wird. Es ist das wahre Gesicht der von vielerlei Zwängen und Maskierungen bedrängten Menschen, das sich im Mikrokosmos der Bedürfnisanstalt, dieser „Quelle des modernen Lebens“, widerspiegelt.
Inhalt:
Reprint des 1906 in Leipzig erschienenen Bandes „Leben, Meinungen und Wirken der Witwe Wetti Himmlisch, die ihre Laufbahn als Malermodell angefangen, geheiratet hat, langjährige Toilettefrau gewesen, und jetzt von ihren Zinsen zehrt. Von ihr selber eigenhändig niedergeschrieben“ – Nachwort: Gesellschaftsanalyse aus der Sicht einer Wiener Toilettefrau. (176 S., 9 Abb.)
Pressestimmen:
Ein schön gemachtes Buch, mit wunderbaren Illustrationen versehen, das nicht mit Literaturhinweisen spart und auf angenehme Weise eine andere, leicht abseitige Geschichte dieser Stadt vermittelt. (ORF)
Wem angesichts der grotesken Brillanz dieser turbulenten Schilderungen Zweifel an der wahren Identität der angeblich „einfachen Frau aus dem Volk“ wachsen, erhält Bestätigung durch das kluge Nachwort des Herausgebers Peter Payer: Mit einiger Plausibilität vermutet er in diesem saftig-deftigen Stück Wiener Sprachkunst den Schriftsteller und Journalisten Vincenz Chiavacci (…) Was den kulturhistorischen Wert dieses Werkes ebenso wenig schmälert wie die Lektürelust an der vollmundigen „Kehrseiten“-Rhapsodie. (Neue Zürcher Zeitung)
„Und sie leben doch“.
Geburtshelfer der Hygiene
[Mistbauern und Straßenreiniger] In: Wiener Zeitung/Extra, 5.7.1996, S. 8.
Hausmeister in Wien.
Aufstieg und Niedergang einer Respektsperson. Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 4/1996.
„Reißts doch endlich o“.
[Hausmeister] In: Die Presse/Spectrum, 4.11.1995, S. IV.
Der Hausmeister
Eine aussterbende Respektsperson.
Inhalt: Der Hausmeister: ein Produkt frühkapitalistisch-patriarchaler Lebensformen – Das Verhältnis zwischen Hausmeister und Mieter – Der Hausmeister als Hüter von Ordnung und Moral – Der lange Weg zur „Hausbesorgerordnung“ – Die Hausmeisterwohnung: ein Hort des „foetor conciergicus“ – Zur Phänomenologie des Hausmeisters im 19. Jahrhundert – Ein neuer Typus entsteht: der Hausmeister im Gemeindebau – Vom Hausmeister zum Blockwart – Hausmeisteralltag in der Nachkriegszeit – Ausländer werden Hausmeister – Hausmeister oder Reinigungsfirma? – Hausmeisterporträts aus Wien-Brigittenau
Ausstellungskatalog der Gebietsbetreuung Brigittenau.
Wien 1995. (71 S., 28 Abb.)